Foto: Christian Wiederhöft Melad Elia gibt einer Jugendlichen Gitarrenunterricht Foto: Christian Wiederhöft

Melad Elia SDB: Aus dem Irak in den Essener Don Bosco Club

Der 25-Jährige Iraker kam in der Türkei erstmals mit Don Bosco in Kontakt. Inzwischen ist er selbst Salesianer Don Boscos. Melad Elia studiert Soziale Arbeit und sammelt Praxiserfahrung im Essener Don Bosco Club.

Veröffentlicht am 23.06.2022

Ich bin im Irak geboren und aufgewachsen. Vom Krieg haben wir wenig mitbekommen. Ich hatte eine normale Kindheit und Jugend und besuchte eine Englische Schule. Ich stamme aus einer großen Familie und habe vier Brüder und eine Schwester. Wir sind chaldäische Katholiken und mein Vater war sehr aktiv in der Gemeinde. Ich war Messdiener und oft in der Kirche.

Als ich 17 Jahre alt war, entschied sich meine Familie, über die Türkei nach Australien auszuwandern. Dort leben seit über zehn Jahren meine Schwester und einer meiner beiden älteren Brüder. Meine Eltern, meine beiden jüngeren Brüder und ich sind nach Istanbul gereist und haben dort bei den Vereinten Nationen einen Visumsantrag gestellt. Insgesamt haben wir dreieinhalb Jahre in Istanbul verbracht.

Den Glauben leben

Zwei Wochen nach unserer Ankunft dort erfuhren wir, dass es in der Nähe ein Don Bosco Learning Center und ein Oratorium gibt. Es war das erste Mal, dass ich von Don Bosco und den Salesianern gehört habe. In dem Don Bosco Learning Center habe ich den Schulunterricht für Flüchtlinge besucht. Die Wochenenden verbrachte ich meistens im Oratorium. Mich faszinierte, dass man am selben Ort spielen, lernen und seinen Glauben leben kann.

Sehr wichtig war auch P. Jacky Doyen für mich, der Direktor der Gemeinschaft in Istanbul. Er hat sehr viel zu meiner Berufung beigetragen. Für mich ist er Vorbild. Ich hatte vorher nie in meinem Leben einen Priester erlebt, der so nah an den Menschen ist. Er sorgte dafür, dass ich die British School in Istanbul besuchen und dort mein Abitur machen konnte. Anschließend habe ich für die Caritas als Übersetzer gearbeitet. Denn neben meiner Muttersprache Chaldäisch spreche ich auch Englisch, Arabisch und Kurdisch. In Istanbul kam Türkisch dazu.

Die Stimme Gottes gehört

In der Mittagspause setzte ich mich häufig eine Viertelstunde lang in eine Kirche. Da kam mir zum ersten Mal die Idee, dass ich Salesianer werden könnte. Es war eine Stimme in mir, die ich Stimme Gottes nennen würde. Nach einigen Monaten in Australien nahm ich die Einladung von P. Josef Grünner an, nach Deutschland zu kommen und die Arbeit der Salesianer hier kennenzulernen. Ich verbrachte einen Monat im Jugendhilfezentrum Don Bosco in Sannerz und spürte, dass es mein Weg ist, mit benachteiligten Jugendlichen zu arbeiten. Nach dem Aspirantat und dem Vornoviziat habe ich im September 2019 meine Erste Profess abgelegt und anschließend von Benediktbeuern aus das Fachabitur gemacht.

Zurzeit lebe ich in der Salesianergemeinschaft in Essen-Borbeck. Einen Teil der Woche arbeite ich als pädagogische Hilfskraft im Don Bosco Club. Dort helfe ich unter anderem bei der Hausaufgabenbetreuung und gebe Gitarrenunterricht. Gefühlt ist jeder Tag anders im Club, weil so viele Jugendliche dorthin kommen, etwa 80 jeden Tag! An den übrigen Tagen studiere ich Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Migration und Integration. Praxisalltag und Studium ergänzen sich sehr gut. Ich bin froh und dankbar ein Teil der salesianischen Familie zu sein, wo viel Gutes getan wird, damit das Leben junge Menschen gelingt.