Foto: Heinz Stephan Tesarek/Missio Österreich Salesianerpater Simon Härting bei Don Bosco in Istanbul Foto: Heinz Stephan Tesarek/Missio Österreich

P. Simon Härting: Da sein für junge Geflüchtete

Seit 2018 lebt und arbeitet Pater Simon Härting SDB in Istanbul als Projektkoordinator, Seelsorger und Leiter der deutschsprachigen Personalpfarrei – einer Pfarrei, bei der die Zugehörigkeit nicht vom Wohnsitz abhängt – in der Türkei. Der 39-jährige Diplom-Sozialpädagoge, Diplom-Theologe und Systemische Berater möchte für junge Geflüchtete eine Umgebung schaffen, in der sie die Sorgen des (Über)-lebens vergessen können und die sie persönlich wachsen lässt.

Veröffentlicht am 08.02.2023

Seit 2016 gehört die Niederlassung der Salesianer Don Boscos in Istanbul zum Gestaltungsbereich der Deutschen Provinz. Bereits seit 2015 engagiere ich mich als Salesianer Don Boscos in der Arbeit mit jungen Geflüchteten. So war es mir eine Herzensangelegenheit, mich auch dort einzubringen, wo viele Menschen mit Hoffnungen in ein neues Leben aufbrechen: Istanbul. Diese Metropole ist nicht nur eine für unser Verständnis riesige Stadt, sie beherbergt auch mehr Flüchtlinge als Deutschland 2015 insgesamt aufgenommen hat. Wir erleben hier eine „andere Welt“ aus Not, Angst, Hoffnung und der Frage, wie es weitergeht. In dieser Welt ist es meine Grundausrichtung, für die Jugendlichen „da zu sein“. Das bedeutet nicht nur, physisch präsent zu sein, sondern auch den richtigen Rahmen für qualitative Angebote zu schaffen. Das ist es auch, was mich als Salesianer Don Boscos kennzeichnen soll: Die Bereitschaft für junge Menschen da zu sein, in ihren Sorgen und Nöten und vor allem dann, wenn sie in Gefahr oder alleine sind. Ich brauche in Istanbul nur die Tür zu öffnen und meine salesianische Berufung schaut mir in die Augen.

Begleiter in einer "anderen Welt"

Die Vorstellung einer „anderen Welt“ beinhaltet für mich auch einen klaren Arbeitsauftrag. Die jungen Menschen in unsere Projekten kommen auch zu uns, weil sie bei uns auf verantwortungsvolle Pädagoginnen und Pädagogen treffen. Sie wissen, dass unsere Art der Pädagogik und unsere Projekte nicht nur beschäftigen, sondern eine Atmosphäre schaffen, die sich unterscheidet. Darauf können sich die Kinder und Jugendlichen verlassen. Jeden Tag betreuen und begleiten wir 300 Kinder im Learning Center für Flüchtlinge, 400 Kinder an der türkisch anerkannten Schule in unserer Trägerschaft und 50 junge Menschen in den sprachlichen Abendkursen. Mein persönlicher Ansporn ist es, für diese Kinder und Jugendlichen eine Umgebung zu schaffen, die ihnen guttut, in der sie die Sorgen des (Über)-lebens vergessen und die sie vor allem auch in Bereichen wachsen lässt, die sonst hintenanstehen. Ich denke hier an das emotional-soziale Wachsen, die Auseinandersetzung mit der eigenen Person und an die wertorientierte Bildung. Unsere Erfahrung zeigt: Wer sich nicht frühzeitig mit sich selbst auseinandersetzt, hat es später mit der Integration in andere Länder schwer. Unsere Arbeit ist nicht nur im Moment wichtig, sie ist eine Investition in die Zukunft.

Von der christlichen Hoffnung erzählen

Darüber hinaus sind wir in Istanbul auch als Seelsorger gefragt. Auch hier leuchtet bei mir der Begriff der „anderen Welt“ auf. Ich bin mir sehr bewusst, dass unser Handeln und unsere Einstellungen auch ein Zeichen für die Kinder und Jugendlichen sind. Wir erzählen ihnen etwas von unserer christlichen Hoffnung. Dabei ist es uns vor Ort grundsätzlich nicht wichtig, ob wir mit Muslimen, Christen oder auch andersgläubigen Kindern arbeiten. Aber wir wollen sichtbar sein. Es ist für mich besonders schön, wenn genau hier Kinder, Jugendliche und auch angestellte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen deutlich machen, wie sehr sie diese gelebte und sichtbare Hoffnung schätzen.

Eine Reportage über die Arbeit von Pater Simon Härting in Istanbul lesen Sie im Don Bosco Magazin.