Foto: Vsevolod Kazarin Provinzial Pater Mykhailo Chaban mit Jugendlichen beim Verpacken von Hilfsgütern in Lemberg in der Ukraine Foto: Vsevolod Kazarin

P. Mykhailo Chaban: Kindern ein Zuhause geben

Pater Mykhailo Chaban leitet seit drei Jahren die ukrainische Provinz der Salesianer Don Boscos. Der 46-Jährige, der auch dem Kinderheim von Don Bosco im Lemberg vorsteht, möchte dazu beitragen, dass der Orden auch und gerade während des Krieges für Kinder und Jugendliche in Not da sein kann. Was die Arbeit von Don Bosco bewirken kann, schildert er anhand von zwei Beispielen.

Veröffentlicht am 17.02.2023

Als Provinzial ist es meine Aufgabe, die Provinz zu leiten und sie zu animieren. Das gilt auch und gerade während des Krieges. Die große Frage ist, wie die Gemeinschaften weiter funktionieren und ihre Mission erfüllen können. Nach dem Beginn des Krieges im vergangenen Februar war das zunächst unklar. Zurzeit leben wir mit dem Gefühl der Unsicherheit. Man weiß nie, was morgen passieren wird. Wir haben zwar alle unsere Aktivitäten, unter anderem in der Berufsschule, im Gymnasium, im Oratorium und in der Pfarrei, wieder aufgenommen, aber die Unsicherheit bleibt.

Gerade war ich mit den mehr als 50 Kindern aus unserem Kinderheim in Lemberg in der Jugendherberge in Benediktbeuern. Die Kinder verbrachten einen Monat dort. Ich habe als Tutor die sechs Erzieherinnen, die mit dabei waren, zwei Wochen lang unterstützt. In der Jugendherberge ging es den Kindern gut, weil sie Frieden und Ruhe finden konnten und nicht, wie in der Ukraine, jeden Tag die Sirenen hörten und in den Luftschutzkeller fliehen mussten. Es war eine positive und auch psychologisch wichtige Zeit für sie. Auch ich selbst habe die Zeit sehr genossen.

Aufs Leben vorbereiten

Generell versuchen wir in der Ukraine, momentan vor allem in der Ostukraine, herauszugehen zu den benachteiligten Kindern und Jugendlichen, zu den armen Kindern und den Waisenkindern – so wie Don Bosco es gemacht hat. Wir möchten ihnen in unseren Einrichtungen ein Zuhause geben und ihnen mit offenem Herzen begegnen. Besonderen Wert legen wir dabei auf eine Erziehung, die die jungen Menschen auf das Leben vorbereitet.

Was unsere Arbeit bewirken kann, zeigt zum Beispiel die Geschichte eines 16-Jährigen, der vor dem Krieg in der Ostukraine geflohen war und zunächst vom Staat betreut wurde. Weil er im Internet über die Gemeinschaft der Salesianer Don Boscos in Lemberg gelesen hatte, fragte er, ob er zu uns ins Kinderheim kommen dürfe. Der Geist Don Boscos hatte ihn angezogen. Seitdem lebt er dort. Er sagt, dass sich durch die Art der Salesianer Don Boscos zu erziehen und zu leben, sein Leben und seine Werte verändert hätten.

360-Grad-Wende 

Ein ehemaliger Bewohner, der inzwischen erwachsen ist und eine Familie gegründet hat, schreibt uns immer noch regelmäßig. Er ist sehr dankbar dafür, dass Don Bosco ihn von der Straße geholt hat und er dadurch von den Drogen und vom Alkohol losgekommen ist. Durch die Salesianer habe sein Leben eine 360-Grad-Wende genommen und er sei ein guter Vater geworden.

Ich habe die Hoffnung auf den Sieg und ein Leben ohne Krieg – so wie es vorher war. Sicher wird das eine große Herausforderung sein, denn wir werden den Krieg auch dann noch spüren, wenn er vorbei ist. Die Menschen, vor allem die Kinder und Jugendlichen, werden noch lange unter den Folgen leiden. 

Interview mit Pater Mykhailo Chaban zur Situation junger Menschen während des Krieges auf der Homepage von Don Bosco Mission