Foto: Klaus D. Wolf Pastoralbeauftragte Martina Edenhofer im Gespräch mit Jugendlichen auf dem Rasen im Salesianum Foto: Klaus D. Wolf

Martina Edenhofer: Den Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen

Sie ist Pastoralbeauftragte im Münchener Salesianum und verantwortlich für gemeinsame Projekte aller Einrichtungen auf dem Campus Don Bosco in München. Martina Edenhofer stammt aus einem kleinen Ort in Oberbayern und hat in München und Jerusalem Theologie studiert. Dass im Salesianum junge Menschen aus unterschiedlichen Religionen und Kulturen zusammenkommen, sieht die 32-Jährige als große Chance, um über Glaubensthemen ins Gespräch zu kommen und Vorurteile abzubauen.

Veröffentlicht am 18.10.2022

Ich arbeite erst seit Sommer 2018 für die Salesianer Don Boscos – aber es fühlt sich an, als wäre ich schon länger dabei. Angefangen habe ich als Mitarbeiterin bei der Vorbereitung des Jubiläums „100 Jahre Don Bosco in München“, das 2019 gefeiert wurde. Dabei habe ich auch zur Geschichte recherchiert und war sofort fasziniert von dem Mut der ersten Salesianer in München: Sie kamen kurz nach dem Ersten Weltkrieg mit praktisch nichts hierher und kümmerten sich um die Jugendlichen, die von allen anderen längst abgeschrieben waren. Sie waren ganz konkret für die jungen Menschen und deren Nöte und Bedürfnisse da, haben sich damit aber nicht einfach zufriedengegeben, sondern immer auch daran gearbeitet, ihre Arbeit weiterzuentwickeln und etwas Größeres aufzubauen. Ich denke, genau diese Kombination aus Dasein für junge Menschen und einer Vision für die Zukunft braucht es auch heute. Und ich bin froh, dass ich weiter daran mitarbeiten kann.

Gemeinsame Veranstaltungen

Seit Herbst 2019 bin ich Pastoralbeauftragte im Münchner Salesianum und außerdem für Projekte zuständig, die den gesamten Campus Don Bosco betreffen, zu dem neben dem Salesianum auch Don Bosco Medien, das Provinzialat, das „Haus für Kinder“ in der Casa Don Bosco und die Caritas Don Bosco Schulen für Erzieher und Kinderpfleger gehören. Es ist schon faszinierend, zu sehen, was aus den mutigen Anfängen von 1919 in den vergangenen 100 Jahren in München entstanden ist. Mit meinen Kollegen sorge ich dafür, dass sich die Mitarbeitenden der verschiedenen Einrichtungen des Campus Don Bosco austauschen und gegenseitig kennenlernen können, dass durch gemeinsame Veranstaltungen ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht und wir die Chancen nutzen, die durch die Querverbindungen für die einzelnen Einrichtungen entstehen. Das ist sozusagen mein Beitrag dazu, die Vision für die Zukunft weiterzuentwickeln.

Als Pastoralbeauftragte im Salesianum kann ich gleichzeitig auch konkret für die Jugendlichen und die Mitarbeitenden da sein – vor allem als Ansprechpartnerin in persönlichen Anliegen und Glaubensfragen. Mir ist es wichtig, dass gerade die Jugendlichen die Möglichkeit bekommen, über religiöse Gefühle zu sprechen und auch diese Dimension ihrer Persönlichkeit zu entwickeln. Ich denke, solche Angebote sind genauso wichtig wie Sport oder Bildung.

Hinhören, was die Jugendlichen bewegt

Es hat zwar oft den Anschein, als würden sich Jugendliche nicht für Religion interessieren, aber das ist zu kurz gedacht. Religiosität drückt sich nicht nur im Gottesdienstbesuch aus. Entscheidend ist, hinzuhören, was die Jugendlichen bewegt. Im Salesianum kommen junge Menschen aus ganz verschiedenen Religionen und Kulturen zusammen. Das ist eine große Chance, um über Glaubensthemen aus verschiedenen Perspektiven ins Gespräch zu kommen und Vorurteile gegenüber Unbekanntem abzubauen. Ich finde es unglaublich spannend, in diesem Bereich zu arbeiten. Während meines Theologiestudiums habe ich Religion ja eher theoretisch betrachtet, jetzt kann ich vieles in der Praxis ausprobieren.

Wichtig ist mir dabei, den Jugendlichen auf Augenhöhe zu begegnen. Das war schon für Johannes Bosco zentral. Ich will den jungen Menschen in unserem Haus Raum zum Nachdenken über ihre religiösen Vorstellungen eröffnen. Dafür gibt es im Salesianum ein festes Ritual: der Abendgedanke am Lagerfeuer. Einmal die Woche teilen dort Mitarbeitende und Jugendliche ihre persönlichen Glaubens- und Wertvorstellungen, verpackt in Geschichten.