Foto: Klaus D. Wolf Salesianerpater Jacky Doyen beim Kamingespräch beim Stifterfest in Benediktbeuern 2022 Foto: Klaus D. Wolf

P. Jacky Doyen: Don Bosco als Lebensprojekt

Pater Jacky Doyen leitet als Direktor die Don Bosco Niederlassung in Istanbul, die zur Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos gehört. Der 49-jährige Theologe und Seelsorger ist verantwortlich für eine türkische Schule in Trägerschaft der Salesianer Don Boscos und für Projekte für Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien.

Veröffentlicht am 21.04.2023

Mein Weg mit Don Bosco beginnt für mich in meiner Heimat Haiti. Schon als junger Erwachsener war ich gerne mitten unter den Jugendlichen. Ich hatte den Wunsch, bei ihnen zu sein und mich mit ihnen auszutauschen. Als ich mich mit dem Werk Don Boscos auseinandersetzte, wurde mir deutlich, dass sich hier mein Traum und die Vision Don Boscos begegneten.

Heute im Rückblick wird mir immer klarer, wie für mich diese Haltung Don Boscos, seine Pädagogik und seine Zuwendung zu den jungen Menschen Sinn ergeben. Besonders ein Zitat, das ich auch zu meinem persönlichen Anspruch gemacht habe, zeigt für mich diese Haltung: „Für euch studiere ich, für euch arbeite ich, für euch lebe ich, für euch bin ich sogar bereit, mein Leben zu geben.“

Angst und Unsicherheiten schreien nach Begleitung

Konkret wird diese Vision in der Begleitung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ich bin hier in Istanbul verantwortlich für unsere türkische, vom Staat anerkannte Evrim-Schule und für unsere Projekte für Kinder und Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien. In beiden Projekten merke ich mehr und mehr, wie mein persönliches Lebensprojekt und die entsprechenden Antworten im Sinne Don Boscos aktuell sind – und immer dringender werden.

Die jungen Menschen leben in einer Welt, in der Entscheidungen schwieriger werden, einer Welt, die voll von Fragen nach Gerechtigkeit und sozialer Gleichheit sind. Sie leben in einer Welt, in der Werte sich stark ändern und angefragt werden. Ich denke, man kann in einer solchen Situation von einem Jugendlichen oder jungen Erwachsenen nicht erwarten, dass er alle Entscheidungen alleine trifft. Angst, Sorgen und Unsicherheiten schreien geradewegs nach Begleitung. Die jungen Menschen brauchen in ihrem Hineinwachsen in die immer komplexer werdende Welt eine unterstützende Präsenz. So verstehe ich Pädagogik im Sinne Don Boscos.

Schlüsselwort "Vertrauen"

Das Schlüsselwort für diese Begleitung ist für mich „Vertrauen“. Der junge Mensch muss mir vertrauen können. Er muss in mir spüren dürfen, dass ich transparent und klar mit ihm umgehe und dass ich ihm nicht seine Entscheidungsfreiheit nehme. Er muss in mir eine konkrete Beziehungserfahrung machen. Dann beginnt sich eine andere Atmosphäre zu öffnen. Dann wird in dieser Person eine Seite angesprochen, die es ihr erlaubt, sich zu öffnen. Sie spürt, dass sie sich entwickeln darf. Als Salesianer habe ich mich entschieden, diese Grundfrage der jungen Menschen in den Mittelpunkt meines Lebens zu stellen. Meine konkrete Erfahrung mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Istanbul zeigt mir, dass diese andere Dimension und Ernsthaftigkeit in ihnen klar und konkret sind. Sie haben Hunger nach konkreter Zuwendung, sie haben Durst nach ehrlicher Begleitung im Leben.