Foto: Lea Pohl Pantomime Bene S. Schmidt mit Kindern bei einer Gala des Zirkus Giovanni bei Don Bosco in Bamberg Foto: Lea Pohl

Bene S. Schmidt: Pantomime bringt Kinderaugen zum Leuchten

Bene S. Schmidt (63) arbeitete als Kfz-Mechaniker, holte später sein Abitur nach und besuchte die „Etage – Schule für darstellende Künste“ in Berlin, die er als staatlich anerkannter Pantomime abschloss. Seit fast 17 Jahren ist er artistische Fachkraft im Zirkus Giovanni des Don Bosco Jugendwerks Bamberg.

Veröffentlicht am 11.07.2022

Zum Don Bosco Jugendwerk Bamberg kam ich durch einen Zufall, denn ich bin eigentlich Artist und habe nach einer Ausbildung zum Pantomimen fast acht Jahre als Trainer im Kinderzirkus Cabuwazi in Berlin gearbeitet. 2005 leitete ich einen Workshop beim Zirkus Giovanni in Bamberg. Das Don Bosco Jugendwerk hatte bei der Ausschreibung „Platz für Helden“ des ARD-Kinderkanals den ersten Preis gewonnen. Ziel war es, innerhalb von 13 Tagen ein Projekt für Kinder und Jugendliche auf die Beine zu stellen. Vom Preisgeld wurden ein Zirkuszelt angeschafft und ein zweiwöchiges Projekt mit 70 Kindern und Jugendlichen aus dem Don Bosco Jugendwerk und der Stadt Bamberg finanziert. Ich war mit zehn anderen Artisten des Zirkus Cabuwazi als Workshopleiter dabei. Als für den Zirkus Giovanni später eine artistische Fachkraft gesucht wurde, die sich auch um das Zelt kümmert, habe ich mich auf die Stelle beworben.

Durch meine Arbeit dort habe ich auch immer mehr über Don Bosco erfahren. Auf einer Fahrt nach Turin an seine Wirkungsorte ist mir sein Leben sehr nahegekommen. Es hat mich umgehauen, wie umtriebig dieser Mensch war, und dass er zum einen eine neue Pädagogik ins Leben gerufen hat und gleichzeitig politisch aktiv sein musste, um Geld aufzutreiben.

Täglich Fortschritte

Weil ich zur Corona-Risikogruppe gehöre, konnte ich zeitweise kein Training geben. Aber sobald es möglich war, habe ich wieder mit dem Kinder- und Jugendtraining begonnen und auch Schulprojektwochen begleitet. Meine Spezialität ist alles, was auf dem Boden stattfindet: Akrobatik, Kugel-, Seil- und Stelzenlauf oder Einrad fahren. Aktuell trainieren wir Clownerie, Kugellauf, Akrobatik und Jonglage. Beim Schulprojekt verbringen Schulklassen eine Woche bei uns im Zirkus. In dieser Zeit kann man intensiv mit den Kindern arbeiten. Man sieht täglich die Fortschritte und das Leuchten in ihren Augen. Freitags gibt es zum Abschluss immer eine Zirkusvorstellung.

Nachmittags findet das Training mit Kindern und Jugendlichen aus dem Don Bosco Jugendwerk und aus der Umgebung statt. Dabei arbeiten wir länger auf eine Zirkusshow hin. Mich überrascht immer wieder, welche Ideen die Kinder und Jugendlichen einbringen. Einmal habe ich mit vier Mädchen eine Seilspringnummer erarbeitet. Die Mädchen haben überlegt, wo man normalerweise nicht seilspringen kann, und sind so auf ein Flugzeug gekommen. Sie haben eine Flugzeugansage für einen Fitnessflug aufgenommen und Stewardess-Kostüme entworfen.

Nachholen aus Corona-Zeit

Diesen Sommer wird alles nachgeholt, was in den letzten zwei Jahren nicht stattfinden konnte, so sind wir sehr gut ausgelastet. Allein im Juli haben wir mehrere Galas. Beim internationalen Festival „Bamberg zaubert“, in der es auch eine Nachwuchsshow geben wird, sind wir Gastgeber für weitere Kinder- und Jugendzirkusse, die bei uns campieren und im Rahmen des Festes auftreten werden.

Manchmal stoße ich in der Arbeit mit den Jugendlichen auch an meine pädagogischen Grenzen. Ich empfinde die Strukturen teilweise als zu offen, denn wenn die Jugendlichen etwas nicht wollen, müssen sie es auch nicht tun. Es geht oft nur um Kleinigkeiten, wie in Sportsachen zum Training zu kommen oder zum Üben auf dem Akrobatikteppich die Schuhe auszuziehen. Zur Frage der Trainingskleidung haben wir den Weg gefunden, dass die Jugendlichen Kostüme von uns erhalten – das ist ein Anreiz für sie.

Gespür für die Mitmenschen

Ich möchte den Kindern und Jugendlichen mitgeben, sorgsam miteinander umzugehen. Ich versuche beispielsweise, ihnen zu vermitteln, was es mit ihrem Trainingspartner macht, wenn sie ihm auf den Rücken hauen und sagen: „So, runter da, ich steige jetzt auf dich drauf.“ Kinder machen das noch freundschaftlich, aber es wird immer ein bisschen schmerzhaft bleiben. Passiert es auf der Bühne, kommt die Geste beim Publikum nicht gut an. Es ist besser, stattdessen seinem Partner die Hand auf die Schulter zu legen. So bekommt man ein anderes Gespür für seine Mitmenschen.